Filme über das einfache Leben auf der Alp haben in der Schweiz seit Jahren Konjunktur. Vom verkitschten Heimatfilm mit listig schmunzelnden Bartlis im tannigen Hemd bis zum seriösen Porträt einer jeden Luxus entbehrenden Existenz umfasst das Genre die ganze Bandbreite. Zumindest dachte man das bisher. Denn Manuel Lobmaiers Film passt in keine der gängigen Schubladen. In «Alptraum» fühlt sich die viel zitierte Freiheit in den Bergen mit zunehmender Dauer wie ein stotziges Gefängnis an.
Dabei beginnt alles so harmonisch: Die langjährigen Freunde Manu und Robin wollen ihren alten Traum verwirklichen und zusammen einen Sommer als Sennen auf der Alp verbringen. Im Zentrum ihrer Absicht steht weniger die Arbeit mit den Kühen – die einfach auch sein muss – als vielmehr das Wiederbeleben ihrer Freundschaft, das gemeinsame Abenteuer, gemeinsames Musizieren und nebenbei soll auch noch ein Film über ihren Alpsommer entstehen.
So machen sich die fidelen Kumpane eines schönen Tages voller Vorfreude auf nach ihrer Alp. Kein Gedanke daran, dass es auf der Alp die ganze Zeit seichen kann wie eine inkontinente, himmlische Kuh, dass auf der benachbarten Alp nicht nur Schafe sömmern und dass man auch zu Zweit ganz schön einsam sein kann – vor allem, wenn einer zu viel ist. Doch genau so kommt es dann heraus und nicht nur der Traum von der Alp zerschellt auf den zerklüfteten Felsen...
«Alptraum» ist die stellenweise urkomische Chronik eines Projekts, das an den äusseren Umständen ebenso scheitert wie an den eigenen Ansprüchen. Süffig geschnitten und mit starker Bildsprache zeigt der Film exemplarisch auf, was auf einer Alp auch passieren kann. Alpträumern zur Abschreckung empfohlen.
CH 2016
Semidokumentarfilm
88 Minuten, color, DCP, OV CH, D
Buch/Regie:
Manuel Lobmaier
Kamera:
Manuel Lobmaier, Robin Locher
Schnitt:
Stephan Heiniger, Manuel Lobmaier
Tonmix:
Peter Von Siebenthal
Musik:
Stimmhorn, Daniel Blatter, Joe Volk
Mit:
Manuel Lobmaier, Robin Locher, Flora Klein
Off-Stimme:
Dominique Jann
Manuel Lobmaier ist anwesend