Armin, Turnlehrer einer kleinen Gemeinde, zwingt seine Schülerinnen nackt an die Geräte – und zu mehr. Das empört die allein erziehende Trix Brunner, aber nur sie. Der ehemalige Spitzensportler sei der Stolz des Dorfes, befindet die Schuldirektorin. Selbst ihre 17jährige Tochter Saskia ist Trix keine Verbündete. Im Gegenteil. Saskia bedauert, dass sie als einzige in der Klasse nicht von Armin missbraucht wurde.
Mit klasse Schauspielern und einer brillanten Montage zeichnet Odermatt sehr präzise ein soziales Milieu, das nicht die Tat verdammt, sondern jene Person, welche die Tat ans Licht zerren will. Eine Form von «Vergangenheitsbewältigung», die leider weitverbreitet ist.
Der böse Onkel ist das radikalste Stück Kino, das die Schweiz in den letzten Jahren hervorgebracht hat: schnell, scharf, witzig, provokativ. Schwere Kost, atemberaubend angerichtet. Nicht wenige finden diese Anlage skandalös. Wird hier Pädophilie verharmlost?
Der eigentliche Skandal rund um den Film ist ein anderer: fast niemand in der Schweiz hat Der böse Onkel gesehen – kaum ein Kino hatte den Mut, ihn zu spielen. Geht man so mit einem mündigen Publikum um?
CH/D 2011
OV Deutsch, 98 Minuten
Buch, Regie:
Urs Odermatt
Kamera:
Markus Rave
Ton:
Enrico Leube, Jonas Brückl
Schnitt:
Ruth Schönegge, Felix Balke
Darsteller:
Jörg-Heinrich Benthien, Miriam Japp u.a.
Rechte:
Nordwest Film AG
Der Regisseur Urs Odermatt und die Produzentin Jasmin Morgan sind anwesend.