Petrunya ist nicht wirklich gläubig. Aber in der mittelgrossen Stadt Štip in Nordmazedonien kann niemand der Kirche ausweichen. Der Einfluss des lokalen Pope ist gross und alltäglich. Viele Traditionen haben einen religiösen Hintergrund, sind sehr patriarchalisch orientiert. Als Petrunya mehr beiläufig als zielstrebig bei einer Kreuzprozession ein heiliges Kruzifix aus den Fluten des Flusses rettet, sticht sie mitten in ein Wespennest. Noch nie wurde das Kreuz von einer Frau gerettet, die Männer fühlen sich angegriffen und um ihr Vorrecht betrogen.
Mit ihrer überraschenden Aktion hat Petrunya zwar keine Gesetze gebrochen, sondern nur religiöse Regeln missachtet. Dennoch greift die Polizei ein, kann sie zwar nicht verhaften, hält sie aber bis tief in der Nacht fest. Das Verhör nimmt dabei kafkaeske Züge an. Das Einmischen einer Reporterin eines Privat-TV-Kanals kann die blockierte Situation auch nicht lösen.
Der Film vermittelt das Geschehen mit klar gestalteten Bildern, die immer sehr atmosphärisch und nahe an den Gesichtern sind. Immer wieder sehen wir auch das subjektive TV-Bild der Reporterin.
Ruhig und durchaus auch dokumentarisch erzählt der Film von der Frauenfeindlichkeit in diesem jungen Staat, wo sich im Alltag die kommunistische Vergangenheit, die starke Macht der Kirche, das kommerzielle Reality-TV und die Moderne mit ihren F*-Wörtern und den Geld- und Jobproblemen tagtäglich die Hand gibt.
Ausnahmsweise wird nicht die Regisseurin unser Gast sein. Teona Strugar Mitevska und ihre ebenso am Film beteiligte Schwester Labina sind zu stark mit den Vorbereitungen von neuen Dreharbeiten beschäftigt. Um so mehr freut es uns, dass wir die Hauptdarstellerin, Zorica Nusheva, bei uns begrüssen dürfen
Nordmazedonien (NMK) 2019, 100 Min., Color, DCP, OV/d
Regie:
Teona Strugar Mitevska
Buch:
Elma Tataragic, Teona S. Mitevska
Kamera:
Virginie Saint Martin
Montage:
Marie-Hélène Dozo
Ton:
Hrvoje Petek
Musik:
Olivier Samouillan
Die Hauptdarstellerin Zorica Nusheva ist anwesend.