Über die Fakten und politischen Ereignisse hinaus betrachtet dieser preisgekrönte Film den israelisch-palästinensischen Konflikt und die Aussichten auf Frieden, indem er das Publikum mit den Gefühlen und Gedanken von Kindern in Jerusalem vertraut macht.
Der Film konzentriert sich auf 7 israelische und palästinensische Kinder zwischen 9 und 13 Jahren; die meisten Aufnahmen wurden zwischen 1997 und 2000 gemacht, bevor die neuen Kämpfe im Herbst 2000 ausbrachen. In diesem Alter sprechen Kinder selten für sich selbst; sie sind weder befangen wie Teenager, noch so höflich wie Erwachsene - sie kommunizieren ohne Selbstzensur. Obwohl sie nur 20 Minuten voneinander entfernt wohnen, sind die Kinder in getrennten Welten eingesperrt. 'Promises' geht den Grenzen zwischen den Kindern nach und erzählt die Geschichte von einigen wenigen, die es gewagt haben, die Grenzen zu überschreiten, um ihre Nachbarn kennenzulernen.
1995 kehrte der amerikanische Journalist und Filmemacher B.Z. Goldberg in seine Geburtsstadt Jerusalem zurück und begann mit diesem Projekt, das den israelisch-paslästinensischen Dialog unter Kindern ermöglichen sollte. Es war nach der Vereinbarung von Oslo eine relativ ruhige Zeit . Mit seiner Ko-Regisseurin Justine Shapiro wurde er konfrontiert mit kindlicher Toleranz, aber auch kindlicher Dogmatik. Nicht immer war ein früh erlernter Hass zu überwinden. Schliesslich fanden sich Kinder, die einander verstehen wollten und sich beim Fussballspielen schliesslich verstanden. - So entstand ein Film von verhaltenem Optimismus - der heute leider ein Dokument verpasster Möglichkeiten ist und ein Beispiel dafür, wie die Geschichte einem Dokumentarfilm schreckliche Nasenlängen voraus ist. 'Promises' wurde von 'The Promises film project' produziert, einer Non-Profit-Organisation, mit dem Ziel, dem Filmpublikum den Friedensprozess im Nahen Osten nahezubringen. Yarko & Daniel sind israelische Zwillinge, die sich mit der Armee, mit Religion und Volleyball auseinandersetzen. Ihren Grossvater fragen sie aus über die Vernichtungslager der Nazis - und ob er an Gott glaubt. Mahmoud - blond, blauäugig, Hamas-Anhänger. In seiner Schule wird der Koran als Manifest für die palästinensische Emanzipation gelehrt. Seine Eltern besitzen in der Jerusalemer Altstadt einen Gewürz - und Kaffeeladen. Wenige Minuten entfernt ist die Al Aqsa Moschee, eines der wichtigsten islamischen Heiligtümer - wo Mahmoud zum Beten hingeht. Shlomo, ultra-orthodoxer jüdischer Junge betet an der Westmauer und studiert 12 Stunden am Tag die Thora.
Bei einem Zusammenstoss mit einem palästinensischen Jungen kommt es zu keiner Schlägerei, sondern sie leben die Feinseligkeit und Neugierde in einem Rülps-Wettbewerb aus... Sanabel ist ein palästinensisches Flüchtlingsmädchen der dritten Generation. Sie kommt aus einer Familie moderner, weltlicher Araber. Als Tänzerin benutzt sie traditionsreiche Tänze, um die Geschichte ihres Volkes zu erzählen. Ihr Vater, Journalist, sitzt seit 2 Jahren in einem israelischen Gefängnis ohne Gerichtsverhandlung. Wir erleben die Fahrt mit der Familie im Morgengrauen, um zum monatlichen Besuch ins Gefängnis zu fahren. Faraj ist ein palästinensischer Flüchtling im Deheishe Flüchtlingslager. Mit 5 Jahren sah er, wie sein Freund von israelischen Soldaten getötet wurde. Mit seiner Grossmutter schummeln sie sich an einer Grenzkontrolle vorbei, um das zerstörte Dorf zu besuchen, aus dem die Familie 1948 geflohen ist. Er schwört, eines Tages zurückzukehren und alles wieder aufzubauen. Moishe, rechter jüdischer Siedler, bringt den Konflikt auf den Punkt: "Gott gab Abraham das Land, aber dann kamen die Araber und haben es weggenommen." Obwohl er noch nie einem Araber begegnet ist, versichert er, sie alle aus Jerusalem hinauszuwerfen. Am Grab eines Freundes, der von einem Palästinenser getötet wurde, schwört er Rache. Als sich die Kinder treffen sollen, wägen sie klug ab zwischen Neugier und Hass, schliesslich werden sie zusammengeführt, sie essen miteinander, spielen Fussball und reden zusammen. Doch das Freundschaftsversprechen hält nicht lange: zu gross sind physische und kulturelle Hindernisse. Zwei Jahre später reden die inzwischen 13- 15 Jährigen in einem ernüchternden, aber ehrliche Dialog darüber, wie sie die anderen sehen, was sie denken und was sie sich für die Zukunft erträumen. Ein erstaunliches Dokument kindlicher Sensibilität und Bewusstheit. Co-Regisseurin und Produzentin Justine Shapiro studierte Geschichte und Theater an der Tufts University und in Paris. Sie arbeitet als Fernsehjournalistin und Dokumentaristin in Berkeley -u.a. für die erfolgreiche 'Lonely Planet'-Serie. Regisseur B.Z. Goldberg ist in Boston geboren und verbrachte seine Jugend in der Umgebung von Jerusalem. Besuch der New York University Film School. Als 1987 die Intifada ausbrach, kehrte er zurück und arbeitete für verschiedene Fernsehstationen und Presseagenturen. Promises ist sein erster Film. Carlos Bolado, stammt aus Veracruz / Mexiko und studierte in Mexiko-City Soziologie und Film. Sein 1. Dokumentarfilm ' Bajo California, El Limite del Tiempo' gewann zahlreiche Preise (1999).
von B.Z Goldberg, Justine Shapiro, Carlos Bolado
USA 2001, 35 mm, Farbe+S/W, 101 min.
Vers. orig. englisch, iwrit, arabisch
mit deutschen+franz. Untertiteln
Producer/Co-Director:
B.Z Goldberg
Producer/ Co-Directo :
Justine Shapiro
Co-Director/Edito:
Carlos Bolado
Kamera:
Yoram Millo & Ilan Buchbinder
Ton:
Rogelio Villanueva
Assistenz:
C. Bolado, B.Z. Goldberg, J.Shapiro
Als Gast hat FLIZ Thomas Schmutz, lic.phil., eingeladen.
Er studierte in Jerusalem und lebte 11 Jahre dort. Er kann als Kenner der aktuellen und historischen Lage im Nahen Osten bezeichnet werden. U.a. führte er interkulturelle Projekte mit israelischen und palästinensischen Kindern durch, und verfügt zu beiden Seiten über freundschaftliche Kontakte. Thomas Schmutz lebt heute in Zürich.