Der Fotograf Klaus Rózsa lebte jahrzehntelang staatenlos in Zürich. Seine Biographie und die seiner Familie ist ein Abbild wichtiger Ereignisse des 20. Jahrhunderts, geprägt von Verfolgung und Repression. Nur mit viel Glück überlebten seine jüdischen Eltern während des 2. Weltkriegs den Holocaust in Ungarn. 1956, nach dem gescheiterten Ungarnaufstand gegen das kommunistische Regime, floh die Familie mit dem damals zweijährigen Klaus von Budapest in die Schweiz.
Die Familiengeschichte sensibilisierte Rózsa für staatliches Unrecht; bereits 1968 fotografierte er, 14-jährig, polizeiliche Übergriffe bei den Zürcher Globus-Krawallen und in den frühen 1980er Jahren auch bei den Jugendunruhen ums AJZ. Die mediale Verbreitung seiner Bilder machte ihn für einige Zürcher Polizisten zur Reizfigur – als Gewerkschafter, Ausländer, linker Journalist und verdeckt vielleicht auch als Jude.
Regisseur Erich Schmid legt seinen Fokus auf die massive behördliche Gewalt, die Rózsa bis in die jüngere Vergangenheit immer wieder zu spüren bekam. Dem Schweizer Staatsschutz war der Fotograf auch nicht geheuer. Wohl aufgrund der 3200 Einträge in seiner Fiche wurden drei seiner Einbürgerungsgesuche abgelehnt. 2008 wanderte Klaus Rózsa schliesslich nach Ungarn aus.
Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer Erich Schmid setzt sich in seinen Filmen immer wieder mit Menschen auseinander, die aus der Norm fallen. Hier gelingt ihm das Porträt eines Mannes, dessen beeindruckende Lebensgeschichte eine Schweiz abseits der Schoggiseite zeigt.
CH 2016
96 Minuten, color, OV CH-D, D, U / d,f , DCP
Buch/Regie:
Erich Schmid
Kamera:
Ueli Nüesch
Schnitt:
Ruth Schläpfer, Antoine Boissonnas
Ton:
Dieter Meyer, Ruth Schläpfer
Musik:
André Bellmont, Marcel Vaid
Animation:
Brigitte Haelg
Erich Schmid ist anwesend