Im Gleichtakt reissen zwei riesige, gelbe Bulldozer die karminrote Erde auf, während sich mehrere Pferde gegenseitig die vom Schleppen aufgerissene Haut lecken. Einige Meter entfernt parkt ein Reisebus, aus dem westliche Touristen aussteigen, die zu Fuss die Holzhütten oberhalb der Baustelle erreichen wollen. Das Szenario wird vor den aufragenden Höhen des Amazonas ohne Kommentar und aus einiger Distanz gefilmt.
Quer durch das kaum berührte Land der Indios wird die Strasse Trans-Cutucú Amazonía gebaut. DerWeg soll den Holztransport von den Dörfern in die Hauptstadt der Provinz Morona-Santiago erleichtern. In Trans- Cutucú, Zurück in den Urwald zeigt die Regisseurin Lisa Faessler die schwierigen Lebensbedingungen der alteingesessenen Ecuadorianer unter dem immer wachsenden Druck der Grossindustrie. So erklärt etwa ein Zuckerrohr-Bauer, dass er seine Ernte nicht mehr abbringt, weil die Händler kaum etwas dafür zahlen. Wie den meisten seiner Dorfkameraden bleibt ihm nichts anderes übrig, als den eigenen Lebensraum, den Urwald, zu roden und wenigstens das Holz zu einem guten Preis zu verkaufen.
Als Kontrast zu diesen Bestandesaufnahmen dienen Schwarzweiss-Sequenzen von 1986, in denen alte Indios im Rausch und nüchtern Geschichten der mystischen Natur wiedergeben. In diesen älteren Dokumenten sind auch rituelle Handlungen wie das Aufsuchen der heiligen Wasserfälle oder das Trinken eines besonders üblen Schnapses festgehalten.
Ein raffiniertes Dokument über die tiefe Kluft zwischen Jahrhunderte alter Tradition und dem Zugzwang der Modernisierung. (Pressetext Visions du Réel)
Ein Film von Lisa Fässler
CH 2009, color und s/w, HDV, 91 min.
OV Spanisch, ST d/f
Regie:
Lisa Faessler
Camera:
Pio Corradi
Sound:
Ottorino Cavadini
Schnitt:
Adrian Aeschbacher
Music:
Station Filmmusik
Lisa Fässler ist anwesend
am 10.7.2000 war Lisa Fässler schon einmal zu Gast bei FLIZ mit ihrem Film "Tumult im Urwald"